Diese Vielschichtigkeit erfordert einen ebenso vielschichtigen - also ganzheitlichen - Ansatz in der Behandlung. Neben physischen spielen hier auch psychische und soziale Aspekte der Betroffenen eine entscheidende Rolle. Die Kombination aus physikalischen Therapien und psychosozialer Betreuung ergeben die so genannte multimodale Schmerztherapie, eine Therapie mit Baukastenprinzip (lat. „multi“ = viele, lat. „modi“ = Arten).
Hierbei arbeiten verschiedene Berufsgruppen und Schmerzspezialisten abteilungsübergreifend als interdisziplinäres Team zusammen - wie etwa Ärzte, Physiotherapeuten oder Psychologen - an einem gemeinsamen Konzept. So können die einzelnen Therapien noch besser verzahnt und aufeinander abgestimmt werden.
Da der Schmerzpatient bereits oft zahlreiche Ärzte und Kliniken aufgesucht und seine individuellen - gute oder auch schlechte - Erfahrungen gesammelt hat, wird auch er in dieses Behandlungs-Team eingebunden und in die Entscheidungen der Ärzte und Therapeuten einbezogen. Dies erfordert allerdings ein gewisses Maß an Motivation und die Akzeptanz des Verzichtes auf eine passive Behandlung.
Der Behandlungsverlauf
In der Regel geht man von einer mindestens siebentägigen interdisziplinären Behandlung unter Einbeziehung von mindestens zwei Fachdisziplinen, davon eine psychiatrische, psychosomatische oder psychologische Disziplin, nach einem ärztlichen Behandlungsplan mit Behandlungsleitung aus. Dabei kommt es zum körperlichen, gedanklichen und verhaltensbezogenen Üben unter ärztlicher Kontrolle. Übungen zur körperlichen Wiederherstellung, sei es die Physiotherapie, Medizinische Trainingstherapie oder Arbeitstherapie, werden mit Maßnahmen der psychologischen Schmerztherapie kombiniert. Somit steht nicht mehr nur die Linderung von Schmerzen im Vordergrund, sondern auch die Verbesserung der durch Schmerz eingeschränkten körperlichen, psychischen und sozialer Fähigkeiten. Neben der Steigerung von Fitness, Belastungskapazität, Koordination und Körperwahrnehmung, entwickelt der Patient ein Verständnis und die Selbstberuhigung und lernt so, trotz und wegen der Schmerzen – selbstbestimmt zu handeln und die Angst und Vermeidung zu überwinden.
Schmerzkliniken, wie beispielsweise Marianowicz Medizin in München, Schmerztageskliniken und auf chronischen Schmerz spezialisierte Reha-Kliniken haben sich die multimodale Schmerztherapie zu Nutzen gemacht und konnten so zahlreichen Patienten helfen. Viele Studien an z.B. Rückenschmerzpatienten haben gezeigt, dass nach einem multimodalen Programm deutlich mehr Teilnehmer an den Arbeitsplatz zurückkehrten, als bei den herkömmlich Behandelten. Mittlerweile existieren verschiedene standardisierte Verfahren mit einer Dauer von bis zu fünf Wochen. Einige Programme setzen zusätzlich nach einer längeren Pause eine erneute, kurze Behandlung zur Auffrischung der Behandlungsinhalte ein. So ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges der Therapie umso höher und der Patient muss nicht mehr von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik laufen, sondern kann sich an jeder Bewegung neu erfreuen.